Das Camp begann im Grunde schon am Freitagabend, als Johannes und ich alles aufbauten, Snacks einkauften (die Getränke hatte Johannes vorher schon besorgt) und herrichteten. Ein Blick in den Garten hinter dem Vereinsheim machte uns bewusst, dass an Fußballpausen bei einem teilweise 1m hohen Rasen nicht zu denken war. Doch woher jetzt noch einen Mähdrescher nehmen? Ein normaler Rasenmäher schien hier nicht auszureichen. Wenn die öffentliche Hand, in dem Fall die Stadt Niederkassel, pleite ist, muss der Bürger eben selbst ran. Und einen solch engagierten Bürger fanden wir in Reinhold, den Vater von Daniel. Daniel ist eines unserer jugendlichen Talente und in diesem Jahr auch Teilnehmer am Pfingstcamp. Schwups, packte Reinhold seinen High-Tech-Mover in den Kofferraum und kam spontan vorbei, um den urwaldähnlichen Rasen zwei Stunden lang ununterbrochen zu mähen, während Johannes und ich etwa fünf Biomülltonnen des nahegelegenen Friedhofes mit einem Gemisch aus Heu, Brennnesseln, Stöcken und leider auch Steinen vollstopften, die den Rasenmäher fast demoliert hätten. Auch danach war noch kein Feierabend, denn ich musste noch Essen bestellen für Samstag. Warum bestellen? Das hatten wir doch noch nie gemacht. Und sollte ich wirklich bei meinem vorerst letzten Pfingstcamp noch etwas freiwillig ändern? Nein, dieser Kulturbruch hatte handfeste Gründe: Leider gibt es die kleine Pizzeria in der Nähe des Vereinsheims nicht mehr und all unsere Kochfeen der letzten Jahre, insbesondere unsere allerliebste Chefköchin Trude, standen uns nicht zur Verfügung. Aus dem Grund gab es einmal Pizza, einmal Pasta und einmal Pommes vom Caterer alias Pizzataxi. Zusammen mit einem Süßigkeiten-Buffet der allerfeinsten Sorte ließ das zwar nicht die Herzen von Ernährungsberater*innen, Feinschmecker*innen und Zahnärzt*innen höher schlagen, wohl aber die der Kinder. Und da wir nicht petzen wollen, verraten wir mal nicht den gemittelten Colaverbrauch pro Tag und Kind. Herzlichen Dank an Johannes, der unermüdlich alles an Essensresten wegkehrte, schrubbte und auch sonst beim Auf- und Abbauen half. Am Samstag begann dann das Camp mit zwei Gruppen, nach Spielstärke sortiert. In Carsten Gruppe waren acht Kinder, teilweise mit DWZ und erster Turniererfahrung, während in meiner Gruppe sieben größtenteils sehr junge, in jedem Fall sehr unerfahrene Kinder erste oder allenfalls zweite Schritte in die Kunst taktischer Motive, Eröffnung- und Endspielwissen unternahmen. Erfreulich, dass Samuel, vor sechs Jahren selbst noch Teilnehmer am Schachcamp, auch eine Einheit hielt. Später dann, am Montag, hielt auch noch Markus eine Stunde zu Bauernendspielen, so dass mir genug Zeit blieb, die übrigens vier Einheiten vorzubereiten.
Die letzte Trainingsstunde beendete ich mit einem Simultanturnier, bei dem ich mit viel Glück gegen alle Kinder aus meiner Gruppe gewinnen konnte. Carsten hatte in seiner Gruppe noch eine Stunde mit Blindschach eingebaut, bei der doch tatsächlich Sami blind gegen die gesamte Gruppe eine Partie gewann. Was für eine sensationelle Leistung für ein Kind! Am Samstag standen Fußball und Schach-Bewegungsspiele auf den Wiesenflächen am Mondorfer Rhein auf dem Programm. Hier hatten wir bei strahlendem Sonnenschein richtig viel Spaß und hingen am Schluss noch gebannt vor dem Radio, um (eigentlich) der Meisterschaft für den BVB entgegenzufiebern (mit wenigen Ausnahmen anwesender Bayern-Fans), was dann aber bekanntlich ganz anders kam. 
Unser eigener Fußball in doch recht hohem Gras (bis dahin war Reinholds Rasenmäher nicht gekommen) war anspruchsvoll. Die Schach-Bewegungsspiele machten den Kindern im Durchschnitt vielleicht noch eine Spur mehr Spaß, auch wenn vereinzelt eine gewisse Panik vor Zecken zu beobachten war. Nachmittags standen Turniere auf dem Programm: Das Tandemturnier am Samstag gewannen Johannes und Eli vor Leonard und Frederik. Am Montag dann spielten wir das traditionelle siebenrundige Schnellschachturnier im Schweizer System. Hier gewann Sami nur dank der besseren Buchholzwertung hauchdünn vor Daniel. Mit einem Punkt Rückstand kam Johannes auf Platz 3. Wir haben schon hochwertigeres Schach bei früheren Camps gesehen, aber alle Spiele liefen sportlich fair ab. Bemerkenswert ist, dass Amilie, fast noch Schachanfägerin und daher im Turnier ohne große Chance, ein anschließendes weiteres Tandemturnier gemeinsam mit Sami gewann! Letzes Jahr war Sofia noch in dieser Rolle, konnte sich aber in diesem Jahr schon mit deutlich besserem Schach präsentieren und vor allem mit mittlerweile sehr gutem Deutsch auch besser mit den anderen Kindern unterhalten. Hier ein Blick auf die Endrangliste und die drei Sieger:

 

Was war noch? Die Kinder fand auf dem Gelände einen Vogel, der nicht mehr fliegen konnte. Sie tauften ihn "Chess" und versuchten ihn zu pflegen. Kurze Zeit später wurde Chess leider tot aufgefunden. Doch damit war nicht Schluss mit der Fürsorge. Mir rührender Herzlichkeit gruben die Kinder Chess ein Grab, schmückten dieses mit Blumen aus den Biotonnen des Friedhofes (denen, die nicht mit unserem Gras überfüllt waren) und hielten eine echte Beerdigung mit Rede und Gebet ab. Zweifellos ein Highlight des Camps. Ich möchte mich bei allen Helfern und insbesondere bei den Kindern für ein wunderbares, herzliches, reichhaltiges und erfüllendes Pfingstwochenende bedanken! Ich werde das Camp im nächsten Jahr vermissen, aber ich bin froh, dass ich alle Kinder bald wiedersehe - entweder beim Training oder beim Bonner Matheclub.