Die gegnerische Mannschaft aus Kerpen kam wie wir mit einer bunten Mischung aus erfahrenen Spielern und Kindern, und irgendwie hatte man direkt den Eindruck: Es wird ein Duell auf Augenhöhe! Auch wenn wir rein tabellarisch weit über Kerpen stehen... Die ersten Partien schienen dieser Einschätzung Lügen zu strafen, denn wir konnten sie relativ problemlos gewinnen.
In seiner erst zweiten Mannschaftpartie dieser Saison konnte Pavlo an Brett 4 mit Weiß in einer Caro-Kann-Partie einen schnellen Sieg erzielen. In bereits unterlegener Stellung übersah Pavlos Gegner eine Springergabel und spielte dann tapfer bis zum schnelle Matt die Partie zu Ende. Als nächstes konnte Johannes einen nie gefährdeten Sieg gegen seinen noch sehr jungen Gegner einfahren, der in jugendlichem Leichtsinn ohne jegliche Bedenkzeit einen Läufer zu einem Spieß auf Dame und König ansetzte, dabei aber übersah, dass der Läufer einfach geschlagen werden konnte. So etwas lässt sich ein Routinier wie Johannes natürlich nicht mehr nehmen. Lange gar nicht gut sah es bei Manfred aus, der zwei Bauern hinten lag. Aber er kämpfte in seiner gewohnt stoischen Art einfach weiter, schien einen Bauernverlust sogar verdrängt zu haben ("Echt, waren das zwei Bauern?") und gewann dann in einem fulminanten Turmendspiel nach und nach Bauern zurück, dann die Initiative und schließlich die gesamte Partie. Sensationell, die beste Partie (zumindest die beste zweite Hälfte einer Partie), die ich je von Manfred gesehen habe! Keinem haben wir den Sieg mehr gegönnt. Es stand also 3:0 oder 9:3. Was sollte noch passieren? Ein Remis wird doch wohl noch möglich sein, zumal wir mit Jan und Daniel an den beiden unteren Bretter zwei sicher geglaubte Siege wähnten (siehe Bericht von Holger Riedel). Aber da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Denn an genau diesen beiden Brettern hatten die Kerpener ihre beiden besten Spieler nachgemeldet! Beide haben ein Niveau von 1400-1500 DWZ, wie schnell im konkreten Spiel sichtbar und anhand ihrer Bilanz als Ersatzspieler in höheren Ligen auch objektiv nachweisbar war. Daniel musste dann auch relativ chancenlos die Segel streichen, und zudem ließ auch Tim an Brett 2 Federn, in seiner bislang schwächsten Partie in dieser Saison. Es blieb also an Jan an Brett 5, den entscheidenden Punkt zu holen. Es sah gut aus, lag er doch einen Läufer vorn. Aber, oh weh, der Läufer spielte kaum mit und wurde nicht aktiviert! So war es dann fast nur ein Turmendspiel, bei dem der Gegner urplötzlich mit dem Turm in die vorletzten Reihe vordrang und einen Bauerndurchbruch drohte. Doch Jan behielt die Nerven und hielt die Defensive zusammen. Mit Läufer und einem Bauern gegen drei Bauern war die Partie für Laien am Ende unklar, während der Computer klar für Jan votierte. Das schien auch der Gegner gewusst zu haben und bot Remis an. Puh, uns fiel ein Stein vom Herzen. Sieg! Nun sind wir punktgleich mit dem Tabellenersten und können langsam ernsthaft Aufstiegspläne schmieden. Und wir haben mit Karsten Mielk an Brett 1 noch eine Geheimwaffe in der Hinterhand, die wir noch gar nicht ausgepackt haben. Werden wir aber noch!